MotiveTechnik & IndustrieAutos & ZweiräderOldtimer (222/271) Lanz Bulldog
Das ist vielleicht ein Sound... Da bebt die Erde und die Mütze fliegt weg. Hab ein paar Infos zusammengesucht: Nachdem sich die Firma Lanz bereits seit der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts mit Dreschmaschinen und Lokomobilen (das sind fahrbare Dampfmaschinen) einen Namen gemacht hatte, wurde 1921 der erste Bulldog auf den Markt gebracht, der Typ HL mit 12 PS. Dieser von Dipl.-Ing. Dr. Fritz Huber entwickelte Schlepper basierte auf einem liegend eingebauten Einzylinder-Zweitaktmotor ohne Ventile, dem Glükopfmotor. Beim Glükopfmotor wird der eingespritzte Kraftstoff nicht wie bei den heute üblichen Motoren durch eine Zündkerze (Benzinmotor) oder durch hohe Verdichtung (Dieselmotor) zur Explosion gebracht, sondern durch die heiße Innenwand des Zylinderkopfes. Dieser Motor konnte mit verschiedensten Kraftstoffen wie Benzin, Benzol, Stein- und Braunkohlen-Teeröle und sogar mit pflanzlichen Fetten betrieben werden und war wesentlich robuster als die anderen Konstruktionen dieser Zeit. Dieser Bulldog weist bereits alle wesentlichen Konstruktionsmerkmale auf, die für alle folgenden Typen kennzeichnend sind: großer Hubraum (6,2 l) aus einem liegenden Zylinder, niedrige Drehzahl (420 U/min) und das dadurch entstehende Auspuffgeräusch, das man nie mehr vergißt, wenn man es einmal gehört hat. Ansonsten unterscheidet sich der 12er, so genannt wegen der Leistung von 12 PS, deutlich von der heutigen Vorstellung eines Schleppers. Er hat kein Getriebe, weshalb die Fahrgeschwindigkeit nur über die Motordrehzahl bestimmt wird. Dadurch ergibt sich eine moderate Höchstgeschwindigkeit von 4,2 km/h. Wohl auch deshalb sind alle Bedienelemente auf Handbedienung ausgelegt. So kann der Fahrer, statt sich auf dem Sitz durchschütteln zu lassen, einfach neben dem Bulldog herlaufen. Zur Rückwärtsfahrt wird der Motor umgesteuert, was durch Reduzieren der Drehzahl bis fast zum Stillstand und plötzliches "Gasgeben" im richtigem Moment geschieht. Seinem charakteristischen Aussehen mit dem vorstehenden Gühkopf verdankt der 12er auch seinen Namen "Bulldog", der auf die Ähnlichkeit des 12ers mit der Hunderasse anspielt. Die Bezeichnung Bulldog werden die Schlepper von Lanz bis 1958 tragen. In den folgenden Jahren wurde der Bulldog weiterentwickelt und im Jahr 1929 eine neue Generation vorgestellt, die Kühlerbulldogs. Bis dahin hatten alle Bulldogs wie der 12er eine reine Verdampfungskühlung, d.h. in einem offenen Kühlsystem verdampfte Wasser. Dieses Verfahren erforderte große Mengen an Kühlwasser, die während des Betriebs laufend ergänzt werden mußten. Bei den neuen Kühlerbulldogs wurde das Kühlwasser wie beim modernen PKW in einem Kühler mit der Umgebungsluft, unterstützt durch einen Ventilator, abgekühlt. Jedoch hatten die Lanz-Bulldogs im Gegensatz zum modernen PKW keine Wasserpumpe, die das Kühlwasser umwälzt. Stattdessen wird der Dichteunterschied von kaltem und warmen Wasser ausgenützt.Das warme Wasser steigt vom Zylinder durch das Steigrohr nach oben in den Kühler und wird dort abgekühlt, wodurch es wieder nach unten sinkt. Dieses Verfahren wird als Thermosyphon-Kühlung bezeichnet. Mit der Einführung der Thermosyphon-Kühlung erhielten die Bulldogs das Aussehen, das für die vielen folgenden Modelle typisch sein sollte: Das Steigrohr auf der Stirnseite mit dem Schriftzug "Lanz Bulldog" und die seitlichen Kühlerelemente. In den 30er Jahren waren die Bulldogs ein voller Erfolg und so konnte Lanz im Jahr 1942 als damals größte Landmaschinenfabrik Europas den 100 000. Schlepper ausliefern.
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