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Tassilo-Gymnasium

Simbach am Inn

Kollegstufe Abiturjahrgang 1997
 
 

Facharbeit

aus der Chemie

 
 
 

Rationelle Auswertung und Dokumentation von Chromatogrammen durch Computerunterstützung

 
 

Verfasser: Michael Multerer

Leistungskurs: Chemie

Kursleiter: Franz Hetzer

Bearbeitungszeitraum: 12/2 - 13/1

Abgabetermin: 03.02.1997
 

Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung
2. Grundsätzliche Überlegungen
2.1 Einlesen der Chromatogramme
2.2 Speichern im PCX-Format
3. Übersicht über die Funktionsweise der Software
3.1 Kenndaten der Software
3.2 Das Ladefenster
3.3 Die Auswertung
3.3.1 Vorgehensweise
3.3.2 Interne Arbeitsweise und Ausgabeformat
3.4 Darstellung der Ergebnisse
3.5 Speichern und Drucken
4. Erprobung der Software an praktischen Beispielen
4.1 Farbstoffgemisch Methylorange, Kristallviolett, Malachitgrün
4.2 Blattfarbstoffe
4.3 Tartrazin, Gelborange S, Brillantschwarz BN
4.4 weitere Möglichkeiten
5. Abschließende Stellungnahme
6. Inhalt der Diskette
7. Literaturverzeichnis
 

1. Einleitung

Die Dünnschichtchromatographie und die Papierchromatographie sind weit verbreitete Methoden der analytischen Chemie. Ihre großen Vorteile sind der geringe apparative Aufwand und die einfache Durchführbarkeit der Trennungen. Deshalb bieten sie sich für den Einsatz an Schulen an, da hier auf geringe Kosten und ein einfaches, vom Schüler leicht durchschaubares Analyseprinzip besonderer Wert gelegt werden.
Ohne technische Hilfsmittel ist die Auswertung der angefertigten Chromatogramme jedoch auf qualitative, oft ungenaue Ergebnisse beschränkt. Die Verwendung eines DC-Scanners (siehe [10] S. 152f), der neben einer hohen Genauigkeit auch die Möglichkeit quantitativer Analysen bietet, lohnt sich für Schulen nicht, da diese relativ teueren Geräte meist auf nur einen Einsatzbereich beschränkt sind. Die densitometrische Auswertung erfordert ebenfalls ein Spezialgerät, das die genannten Nachteile mit sich bringt.
Ein weiteres Problem stellt die Dokumentation der Analysen dar. Viele Substanzen verändern sich in relativ kurzer Zeit, so daß die Information des Chromatogramms verloren geht. Farbstoffe zersetzen sich und verblassen, durch Reagenzien hervorgerufene Farbumschläge sind nicht stabil. Deshalb muß der Zustand des Chromatogramms kurz nach der Entwicklung festgehalten und dauerhaft aufgezeichnet werden.

2. Grundsätzliche Überlegungen

Ein im Gegensatz zur Photographie relativ neues Verfahren, die Substanzflecken dauerhaft festzuhalten, ist die Verwendung eines Flachbettscanners in Verbindung mit einem PC. Der Scanner tastet das Chromatogramm ab und gibt die Informationen an den PC weiter, wo sie als Bilddatei gespeichert und verlustfrei aufbewahrt werden können. Damit ergibt sich außerdem die Möglichkeit der Weiterverarbeitung der Bildinformation in einer Auswertungssoftware. Der Vorteil gegenüber der Verwendung eines speziellen DC-Scanners oder Densitometers ist die universelle Verwendbarkeit eines PCs, die den hohen Preis durch eine Vielzahl von Einsatzbereichen rechtfertigt.

2.1 Einlesen der Chromatogramme

Das Scannen der Chromatogramme erfolgt meist softwaregesteuert über den Rechner, nachdem der Benutzer die Größe und Auflösung des einzulesenden Bildes auf irgendeine Weise eingestellt hat. Der Scanner beleuchtet die Vorlage mit einer Lichtquelle und berechnet aus der reflektierten Lichtmenge die Farbe der Vorlage. Ähnlich wie bei einem DC-Scanner findet also eine "ortsaufgelöste Messung der diffusen Reflexion" ([7], S. 489) statt. Da Computer nur digitale Daten verarbeiten können, wird beim Scannen eine Digitalisierung durchgeführt, die im wesentlichen eine Rasterung und eine Farbreduktion umfaßt.
Bei der Rasterung wird die Vorlage in eine Matrix aus Zeilen und Spalten eingeteilt, wodurch das ganze Chromatogramm nun aus einzelnen Bildpunkten, auch Pixel genannt, besteht. Die Zahl der Zeilen bzw. Spalten pro Längeneinheit wird als Auflösung bezeichnet und häufig in dpi (dots per inch) angegeben. Bei gegebener Vorlagengröße hat die Auflösung direkten Einfluß auf die Detailgenauigkeit und die Anzahl der Pixel, also die Bildgröße. Mein Programm verarbeitet Bilder mit einer Maximalgröße von 620 Pixeln Breite und 410 Pixeln Höhe, was bei einer Chromatogrammgröße von 8x4 cm einer Auflösung von knapp 200 dpi entspricht. Diese Beschränkung hat den großen Vorteil, daß auf einer 3,5"-Diskette mit 1,44 MB Speicherkapazität die Bilddateien von rund 30 Chromatogrammen Platz finden.

Ziel der Farbreduktion ist es, die vielen mit dem Auge unterscheidbaren Farben in eine vom Rechner verwertbare Form zu bringen. Dazu wird jedes Pixel in einen Rot-, Grün- und Blauanteil zerlegt, dessen Helligkeit jeweils durch eine Zahl ausgedrückt wird. Ist die Zahl eines Farbanteils Null, dann entspricht das der Helligkeit Null, d.h. dieser Farbanteil ist nicht Bestandteil der Farbe. Je größer die Zahl ist, desto heller ist auch die entsprechende Farbkomponente. Erreichen die Zahlen aller drei Farbanteile den größten erlaubten Wert, dann entsteht durch additive Farbmischung weiß, sind sie alle Null entsteht schwarz. Der größte erlaubte Wert für eine Farbkomponente hat einerseits Einfluß darauf, wieviel Speicherplatz für jedes Pixel benötigt wird, andererseits entscheidet er über die Anzahl an verschiedenen Farben, die unterschieden werden können. Je größer die Zahlen für die Farbkomponenten sein dürfen, umso feiner und weniger störend sind die Abstufungen zwischen den einzelnen Farben. Deshalb empfehle ich, beim Scannen die Maximalzahl an unterscheidbaren Farben einzustellen, die bei handelsüblichen Flachbettscannern meist bei 16,8 Millionen liegt. Dies entspricht der ebenfalls oft angegebenen Farbtiefe von 24 Bit, die sich auf den Platzbedarf eines Pixels bezieht.

2.2 Speichern im PCX-Format

Zur Archivierung und zur Auswertung der eingelesenen Chromatogramme ist das Speichern der Daten in einer Bilddatei nötig. Die Hersteller von Bildbearbeitungssoftware haben eine fast unüberschaubare Vielfalt von Bilddateiformaten mit verschiedensten Speichertechniken hervorgebracht. Mein Programm unterstützt ein einziges, das PCX-Format. Selbst der Versuch, nur die am weitesten verbreiteten Dateiformate alle in einem Programm abzudecken, bedeutet einen gewaltigen zeitlichen Aufwand. Da jedoch das PCX-Format von fast allen Programmen verarbeitet wird, ist dies auch gar nicht sinnvoll.
Meine Entscheidung für das PCX-Format hat mehrere Gründe, von denen ich den ersten, die weite Verbreitung, bereits genannt habe. Außerdem ist es relativ einfach aufgebaut und eignet sich so besonders für Eigenentwicklungen. Trotzdem verfügt es über Datenkompression, wodurch der Speicherbedarf der Bilddateien sinkt (siehe [2] S. 86ff).
Bevor das Chromatogramm als Bilddatei gespeichert wird, muß die Anzahl der darstellbaren Farben reduziert werden. Dadurch sinkt nicht nur der Speicherbedarf der Bilddatei, sondern auch der Verwaltungsaufwand zur Darstellung und Auswertung des Chromatogramms. Mein Programm verarbeitet ausschließlich Bilder mit 256 Farben bzw. mit einer Farbtiefe von 8 Bit.
Das Verfahren, die Chromatogramme mit einer möglichst großen Farbtiefe einzulesen und erst vor dem Speichern auf 8 Bit zu reduzieren, liefert in der Praxis meist bessere Ergebnisse als eine Einschränkung der Farbtiefe bereits beim Scannen, weil dadurch die Umsetzung in 256 Farben effizienter erfolgt.

3. Übersicht über die Funktionsweise der Software

Mein Programm lädt die im PCX-Format gespeicherten Bilddateien und ermöglicht dem Benutzer eine komfortable Auswertung der Chromatogramme am Bildschirm sowie die Dokumentation der Ergebnisse durch Speichern oder Ausdrucken.

3.1 Kenndaten der Software

Bevor ich auf die eigentliche Arbeitsweise eingehe, möchte ich einige charakteristische Daten der Software aufführen. Das Programm arbeitet unter MS-DOS oder unter der DOS-Emulation von Windows 95 sowie allen dazu kompatiblen Betriebssystemen. Die Entscheidung für DOS traf ich, weil ich nur dafür die nötigen Kenntnisse und die geeignete Programmierumgebung besitze. Jedoch sehe ich das nicht als Nachteil an, da die Software so auf einem Großteil der verwendeten PCs lauffähig ist. Für den Betrieb reichen 250 KB freier Arbeitsspeicher aus, der Speicherbedarf der Programmdateien auf der Festplatte liegt in der selben Größenordnung. An die Rechenleistung werden ebenfalls nur geringe Ansprüche gestellt, was man von den derzeit verkauften kommerziellen Windowsprogrammen sicher nicht behaupten kann. Eine Maus und eine zum VGA-Standard kompatible Grafikkarte ist zwingend nötig, ich empfehle außerdem auf VESA-Kompatibilität zu achten. Diese Einschränkung ist nötig, um sicherzustellen, daß eine Auflösung von 640x480 Pixeln in 256 Farben dargestellt werden kann.
Die Software ist ausschließlich in Turbo C++ der Firma Borland geschrieben, wobei ich die in [6] angegebenen Erweiterungen der Grafikfunktionen mitbenutzte. Die grafische Oberfläche und die Druckfunktionen wurden von mir selbst aus den Bibliotheksfunktionen zur Textausgabe und zum Zeichnen von Linien, Rechtecken und einzelnen Pixeln erstellt.

3.2 Das Ladefenster

Nach dem Starten des Programms erscheint eine blaue Menüleiste am oberen Bildschirmrand, aus der sich mehrere Menüs mit Befehlen öffnen lassen. Wenn der Anwender mit der linken Maustaste auf das Wort "Datei" klickt, öffnet sich ein Menü mit den Befehlen Laden, Speichern, Drucken und Beenden, die wiederum durch Anklicken aktiviert werden können.
Abbildung 1: Das LadefensterNach der Aktivierung des Befehls Laden öffnet sich ein Fenster (siehe Abb. 1), das zahlreiche Möglichkeiten bietet. Durch Anklicken des grau hinterlegten Verzeichnisnamens, der das aktuelle Arbeitsverzeichnis angibt, kann ein beliebiges neues Verzeichnis eingegeben werden. Nach dem Bestätigen der Eingabe mit der Enter-Taste (auch Return- oder Eingabetaste genannt) werden alle im angegebenen Verzeichnis vorhandenen Dateien mit der dem Dateityp entsprechenden Erweiterung angezeigt. Mit den Pfeilen, die rechts neben den Dateinamen angezeigt werden, kann sich der Benutzer durch die Liste aller vorhandenen Dateien bewegen. Wenn er auf einen Dateinamen klickt, wird dieser in das Eingabefeld für den Dateinamen übernommen und die Auswahl muß nur noch durch einen Druck auf die OK-Taste bestätigt werden, um die Datei zu laden. Selbstverständlich kann der Dateiname auch direkt über die Tastatur eingegeben werden.
In der Abbildung ist der Dateityp Bild eingestellt, da sich der rote Punkt im Kreis neben der Auswahlmöglichkeit "Bild" befindet. Klickt man auf den leeren Kreis neben "Auswertung", wird der Dateityp entsprechend geändert. Die Dateierweiterung im Eingabefeld für den Dateinamen lautet jetzt nicht mehr ".PCX" sondern ".ASC" und auch die Liste der vorhandenen Dateien wird aktualisiert. Auf diese Weise kann der Benutzer die Ergebnisse von Auswertungen, die er zu einer beliebigen Zeit zuvor erstellt hat, erneut betrachten und auch ausdrucken. Zum leichteren Vergleich von ausgewerteten Chromatogrammen besteht die Möglichkeit zwei Auswertungen gleichzeitig zu laden und in einem Fenster miteinander darzustellen. Die Auswahl, welche Auswertungen miteinander angezeigt werden, kann man über die Einstellungen "Auswertung 1" und "Auswertung 2" treffen, wobei die Art der Darstellung jeweils in Klammern angegeben ist. Beim Laden von Bilddateien hat diese Einstellung keine Bedeutung.

3.3 Die Auswertung

Das Menü Auswertung umfaßt die Einträge Schließen, Manuell und Optionen. Der Menüpunkt Manuell dient zur Erstellung einer neuen Auswertung, wozu die Bilddatei eines Chromatogramms geladen sein muß.

3.3.1 Vorgehensweise

Nach der Anwahl des Menüpunkts erscheint ein Fenster, in dem gewählt werden kann, ob die anfallenden Daten als Auswertung 1 oder Auswertung 2 verwaltet werden sollen. Anschließend wird der Benutzer durch einen Hinweistext am unteren Bildschirmrand gebeten, die Startlinie, auf der die Substanzen aufgetragen wurden, zu markieren.Abbildung 2 Zu diesem Zweck wird die Startlinie an der aktuellen Mausposition eingezeichnet und so lange bei jeder Mausbewegung aktualisiert, bis die Auswahl durch Klicken mit der linken Maustaste bestätigt wird. Zur Kontrolle wird die endgültige Position der Startline weiterhin dargestellt (siehe Abb. 2), während der Benutzer nun die Frontlinie auf die gleiche Weise markiert. Das Programm ist so ausgelegt, daß die Fließrichtung des Laufmittels bei allen eingelesenen Chromatogrammen horizontal von links nach rechts weisen muß. Nach der Markierung der Start- und Frontlinie ergibt sich das in Abbildung 2 dargestellte Monitorbild. Hier hat man die Möglichkeit, die Höhe zu wählen, auf der die Auswertung erfolgen soll. So kann man mehrere Substanzen auf einer Dünnschichtplatte trennen und einzeln auswerten. Nachdem die gewünschte Höhe durch Klicken mit der linken Maustaste festgelegt worden ist, erfolgt der automatische Teil der Auswertung, auf den ich später genauer eingehen werde. In einem vom Programm automatisch geöffneten Fenster werden die Ergebnisse der Auswertung angezeigt, die der Anwender nun ergänzen kann. Zur Bestimmung von Rf-Werten (siehe [7] S. 489) markiert man die gewünschten Stellen wie zuvor die Start- und Frontlinie und überläßt die Berechnung der Software. Dieser Modus, in dem beliebig viele Rf-Werte bestimmt werden können, kann jederzeit durch Klicken mit der rechten Maustaste beendet werden. Wenn keine Bestimmung von Rf-Werten gewünscht wird, überspringt man diesen Teil der Auswertung einfach. Im nächsten Schritt können, falls gewünscht, Zusatzinformationen in das entsprechende Fenster eingetragen werden (siehe Abb. 3).
Abbildung 3: Eingabe der Zusatzinformationen

Nach dem Drücken der "Fertig"-Schaltfläche kann die Auswertung gespeichert, gedruckt oder mit anderen Auswertungen verglichen werden. Selbstverständlich ist es ebenfalls möglich, eine weitere Auswertung durchzuführen. Wählt man dabei die Verwaltung als Auswertung 2 (Darstellung als dicke Linie), wenn zuvor Auswertung 1 (Darstellung als dünne Linie) eingestellt war, so kann man die Auswertungen sofort miteinander vergleichen.

3.3.2 Interne Arbeitsweise und Ausgabeformat

Nachdem ich die Vorgehensweise beim Erstellen einer Auswertung dargestellt habe, möchte ich mich damit beschäftigen, wie die Software selbst arbeitet und auf welche Weise sie ihre Ergebnisse ausgibt.
Die automatische Auswertung basiert auf dem Zusammenhang zwischen der Lichtabsorption und der Konzentration eines Substanzflecks (siehe [10] S. 152) und ermöglicht deshalb quantitative Aussagen.
Die Festlegung der Höhe, auf der das Chromatogramm ausgewertet wird (s.o.), informiert das Programm, welche Zeile der Bilddatei ab jetzt zur Auswertung verwendet wird. Dabei werden die Bereiche, die weiter links als die Startlinie oder weiter rechts als die Frontlinie liegen, ebenfalls ausgeblendet. Das Ergebnis ist eine gewisse Anzahl von Bildpunkten, die jeweils aus einer Rot-, Grün- und Blaukomponente bestehen. Durch Addition der drei Komponenten ergibt sich für jedes Pixel eine Zahl, das die Helligkeit unabhängig von der Farbe angibt. Trägt man die auf diese Weise gewonnenen Helligkeitswerte in einem kartesischen Koordinatensystem so ein, daß die Rechtswertachse den Ort des Pixels und die Hochwertachse seine Helligkeit angibt, erhält man eine Ortskurve der Lichtabsorption des Chromatogramms. Je mehr Licht durch eine Substanz absorbiert wird, d.h. je dunkler ein Bildbereich ist, desto höher steigt die Kurve an. Der sehr helle Hintergrund wird als niedrige Grundlinie dargestellt, weil er der maximalen Lichtreflexion entspricht.
Der exakte Zahlenwert der Kurvenpunkte hängt stark davon ab, welchen Zahlenwert der Scanner einer bestimmten Bildhelligkeit zuordnet. Deshalb ist es unmöglich, der Hochwertachse eine Einheit zuzuweisen, die bei allen Scannern übereinstimmt. Dazu wäre eine einheitliche Kalibrierung nötig, die nicht ich, sondern die Scannerhersteller durchführen müßten. Neben der Gesamthelligkeit wird außerdem die Helligkeit der einzelnen Farbkomponenten ausgewertet und ebenfalls in einer Ortskurve dargestellt. Weisen alle drei Farbanteile die selbe Helligkeit auf, wird der Bildpunkt je nach Helligkeit als schwarz, grau oder weiß empfunden und die Ortskurven der Einzelfarben sind Nullinien. Überwiegt eine Farbkomponente oder gehen die anderen beiden zurück, ergibt sich durch additive Farbmischung ein Farbeindruck, dessen Intensität vom Unterschied der Farbkomponenten abhängt. In der Praxis hat das die Folge, daß ein Intensitätsrückgang der Grün-Komponente dem Farbeindruck rot entspricht und auch als negativer Wert der Ortskurve für grün eingezeichnet wird.
 
 
 

3.4 Darstellung der ErgebnisseAbbildung 4: Das Konfigurationsfenster


Die Darstellungsform der Auswertung läßt sich im Konfigurationsfenster, das über den entsprechenden Eintrag der Menüleiste geöffnet wird, auf vielfältige Weise beeinflussen (siehe Abb. 4). Die Ortskurven der Farbkomponenten und der Gesamthelligkeit können unabhängig voneinander angezeigt oder unterdrückt werden. Genauso kann das Einzeichnen der Rf-Werte auf Wunsch unterbleiben. Die Einstellungen im oberen Bereich des Fensters ermöglichen die Anpassung der Druckausgabe.
Das Anzeigemenü mit den Einträgen "Bild" und "Peaks" dient zum komfortablen Umschalten der Bildschirmanzeige zwischen der Darstellung des geladenen Chromatogramms selbst und der Auswertung in Kurvenform.

3.5 Speichern und Drucken

Die Befehle Speichern und Drucken des Dateimenüs dienen der Archivierung der erstellten Auswertungen.
Nach der Auswahl des Befehls Speichern öffnet sich ein Fenster, das exakt dem Ladefenster entspricht (siehe 3.2) und ihm auch in der Bedienung gleicht. Wenn der Dateityp "Auswertung" zum Speichern verwendet wird, kann die Auswertung nicht nur in meiner Software jederzeit wieder geladen, sondern auch in jede Textverarbeitung (z.B. WordPerfect) oder Tabellenkalkulation (z.B. Excel) übernommen werden. Die Datei liegt als unkodierter Text im ASCII-Zeichensatz vor und der Aufbau ist übersichtlich und selbsterklärend. Der Dateityp "Bild" erzeugt PCX-Grafiken, die als Abbildungen in fast jeder Textverarbeitung in eigene Texte eingebunden oder mit Bildbearbeitungssoftware verändert werden können. Der Befehl Drucken druckt die Auswertung entsprechend der Einstellungen im Konfigurationsfenster aus.

4. Erprobung der Software an praktischen Beispielen

Im folgenden Teil der Arbeit werde ich mein Programm an praktischen Beispielen erproben und dabei einige der Nutzungsmöglichkeiten, die es bietet, aufzeigen.

4.1 Farbstoffgemisch Methylorange, Kristallviolett, Malachitgrün

Abbildung 5: DC-Chromatogramm MKMDieses Farbstoffgemisch verwendete ich wegen der intensiven Färbung der Substanzflecke für Scanversuche und bei der Entwicklung des Auswertungsprogramms. Das Chromatogramm in Abbildung 5 wurde auf einer 8x4 cm Dünnschichtplatte der Firma Macherey und Nagel mit einer 0,25 mm dicken Schicht Kieselgel hergestellt, wobei 80%iges Ethanol als Fließmittel diente. Das Gemisch aus Methylorange, Kristallviolett und Malachitgrün befindet sich oben auf der Platte, in der Mitte erkennt man Fuchsin und Kristallviolett, sowie unten zu Vergleichszwecken ein Gemisch aus Methylorange und Kristallviolett. Während die Trennung von Methylorange und Kristallviolett in beiden Fällen deutlich erkennbar ist, gehen die Substanzflecken von Kristallviolett und Malachitgrün ineinander über, so daß mit bloßem Auge keine Unterscheidung mehr möglich ist. Die Frage, ob es sich um eine oder zwei Substanzen handelt, ließe sich durch die Anfertigung von Chromatogrammen mit anderen Fließmitteln klären. Doch es gibt einen wesentlich einfacheren und schnelleren Weg.Abbildung 6: Auswertung des Chromatogramms Abbildung 6 ist eine Auswertung der oberen Substanzflecken von Abbildung 5, die mit meiner Software erstellt wurde. Die schwarze Kurve der Gesamthelligkeit zeigt nur zwei Substanzflecken und bringt deshalb keine weiteren Erkenntnisse. Die Betrachtung der roten und grünen Kurve läßt jedoch deutlich erkennen, daß es sich um zwei Peaks handelt, die sich gegenseitig überlagern. Zunächst geht die rote Farbkomponente zurück und zeigt damit an, daß eine grüne Substanz (Malachitgrün) vorhanden ist, deren Remissionsminimum bei einem Rf-Wert von 0,09 liegt (siehe Abb. 6). Der folgende Rückgang von grün und das Ansteigen von rot weisen zusammen mit der hohen Blauintensität auf eine violette Färbung hin, die durch Kristallviolett verursacht wird. Dieses Ergebnis ist meiner Meinung nach ein guter Beweis für die Leistungsfähigkeit der Auswertungssoftware.
 
 
 

Zu Vergleichszwecken werte ich nun die unteren Substanzflecken aus, wobei ich die Verwaltung als Auswertung 2 einstelle. Dadurch werden beide Auswertungen gleichzeitig angezeigt. Außerdem schalte ich im Konfigurationsfenster den Rot- und Blauanteil zur Steigerung der Übersichtlichkeit aus und erhalte so die in Abbildung 7 wiedergegebene Darstellung, in der die oberen Substanzflecken als dünne, die unteren als dicke Linie zu sehen sind. Die Peaks von Methylorange bei Rf = 0,76 sind nahezu identisch, weil es sich um die selbe Substanz in der gleichen Konzentration handelt. Abbildung 7: Vergleichende Auswertung verschiedener SubstanzmengenDer große Unterschied der Gesamthelligkeit im linken Bereich der Abbildung entsteht durch das Fehlen von Malachitgrün im dick eingezeichneten, auf der Dünnschichtplatte unteren Farbstoffgemisch. Die grüne Farbkomponente, die charakteristisch für Kristallviolett ist, stimmt jedoch weitgehend überein, was wiederum mit bloßem Auge kaum erkennbar ist. Dieses Beispiel zeigt, welche Möglichkeiten sich durch den direkten Vergleich zweier Auswertungen ergeben.
 

Abbildung 8: Rf-Wert-Vergleich

Ebenfalls interessant ist der Vergleich des oberen und des mittleren Farbstoffgemischs, da Fuchsin und Methylorange fast gleiche Rf-Werte aufweisen. Das Ergebnis dieses Vergleichs, der analog zum vorherigen Beispiel durchgeführt wurde, ist in Abbildung 8 zu sehen. Die Peaks von Kristallviolett stimmen sehr gut überein, auch die geringere Substanzmenge des Gemischs in der Mitte der Dünnschichtplatte (dicke Linie) läßt sich gut erkennen. Betrachtet man den Peak von Fuchsin (dicke Linie), so fällt der Unterschied zu Methylorange deutlich auf. Der Fuchsin-Peak ist wesentlich schmäler und höher, sein Maximum liegt weiter links. Die rote Färbung äußert sich im starken Rückgang der grünen Farbkomponente. Die beiden Farbstoffe lassen sich mit dieser Auswertungsmethode also problemlos unterscheiden, ohne das Chromatogramm selbst als Hilfe zu benutzen.

4.2 Blattfarbstoffe

Abbildung 9: Chromatogramm der Blattfarbstoffe
Die Trennung der Blattfarbstoffe ist ein in der Literatur weit verbreitetes Beispiel zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der Chromatographie. Aus diesem Grund nehme ich ebenfalls ein Chromatogramm der Blattfarbstoffe in meine Arbeit auf. Es wurde auf einer Fertigfolie der Firma Macherey und Nagel mit einer 0,25 mm dicken Kieselgelbeschichtung angefertigt. Als Laufmittel diente ein Gemisch aus Benzin und Aceton im Verhältnis 3:1. Deutlich erkennbar ist das gelbgrüne Chlorophyll b (Abb. 10 links), bei dem die blaue Farbkomponente stark zurückgeht, sowie das blaugrüne Chlorophyll a und Xantophyll. Den größten Rf-Wert weist Carotin (am rechten Bildrand) auf.
Abbildung 10: Auswertung der Blattfarbstoffe



4.3 Tartrazin, Gelborange S, Brillantschwarz BN

Abbildung 11: Chromatogramm von Lebensmittelfarbstoffen

Eine 0,4%ige Lösung dieser Lebensmittelfarbstoffe wurde auf einer 8x4 cm großen Dünnschichtplatte der Firma Macherey und Nagel mit einer 0,1 mm dicken Celluloseschicht getrennt. Als Fließmittel diente ein Gemisch aus 2,5%iger Natriumcitratlösung, 25%igem Ammoniakwasser und Ethanol im Verhältnis 4:1:1. Die unterschiedliche Größe der Substanzflecken beruht darauf, daß unten die dreifache Farbstoffmenge aufgetragen wurde (siehe Abb. 11). Abbildung 12 zeigt die Auswertung des Chromatogramms, wobei die oberen Substanzflecken dünn, die unteren dick eingezeichnet sind. Besonders auffällig ist die asymmetrische Peakform, die durch den langsamen Absorptionsanstieg und den schnellen Rückgang zustande kommt. Diese Erscheinung, die als Fronting bezeichnet wird (siehe [10] S. 144f), läßt sich in der Auswertung wesentlich leichter als im Chromatogramm erkennen. Bei der Betrachtung des Tartrazin-Peaks (Abb. 12 rechts) erkennt man, daß das Fronting hier nur bei der großen Farbstoffmenge (dicke Linie) stark ausgeprägt ist. Die Substanzverteilung bei der geringeren Menge ist annähernd symmetrisch. Diese Aussage ist nur anhand der Auswertung möglich, weil die schwache Gelbfärbung des oberen Tartrazinflecks (siehe Abb. 11) kaum sichtbar ist. Die Auswertung mit dem Rechner ist hier empfindlicher und läßt auch quantitative Aussagen zu.Abbildung 12: Auswertung der Lebensmittelfarbstoffe
Vergleicht man die Kurven der einfachen und dreifachen Substanzmenge, so läßt sich ein deutlicher Unterschied feststellen, der einerseits durch die Verbreiterung der Substanzflecken, andererseits durch die größere Lichtabsorption entsteht. Während die Peakverbreiterung meist unerwünscht ist und ihre Ursache im Überladen der Dünnschichtplatte, d. h. im Auftragen von einer zu großen Substanzmenge hat, ist der Zusammenhang zwischen der Substanzmenge und der Peakfläche unter der Ortskurve der Absorption die Grundlage für quantitative Auswertungen. Leider ist dieser Zusammenhang nicht linear (siehe [10] S. 152f) und erfordert eine Kalibrierfunktion.
Die Bestimmung der Substanzmenge in einem Gemisch unbekannter Zusammensetzung erfolgt durch den Vergleich mit Standardlösungen bekannter Konzentration (siehe [10] S. 152f). Dazu werden die Standardlösungen neben der Substanz unbekannter Konzentration aufgetragen, das Chromatogramm entwickelt und gescannt. Anschließend wertet man das zu analysierende Gemisch aus und vergleicht es mit einer Standardlösung, die man parallel dazu auswertet (siehe 3.3.1). Wenn die Peaks übereinstimmen, entsprechen sich die Konzentrationen bzw. Substanzmengen. Ansonsten wertet man die nächste Standardlösung aus und vergleicht diese wiederum mit dem unbekannten Gemisch. Diese Methode läßt sich mit dem Programm sehr komfortabel durchführen, da es die parallele Verwaltung und Darstellung von zwei Auswertungen unterstützt. Vor dem Erstellen der Auswertungen muß lediglich die gewünschte Darstellungsform gewählt werden.

4.4 weitere Möglichkeiten

Natürlich bieten sich noch viele andere Anwendungsbereiche für meine Software, deren Darstellung aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Da das Grundprinzip der Auswertung mit Computerunterstützung in den Beispielen bereits deutlich wurde, beschränke ich mich darauf, weitere Möglichkeiten kurz anzusprechen.
Obwohl ich mich bei meinen praktischen Versuchen auf Farbstoffe beschränkte, können natürlich auch Chromatogramme von farblosen Substanzen wie Aminosäuren oder Zuckern ausgewertet werden, wenn sie zuvor durch Sprüh- bzw. Tauchreagenzien angefärbt wurden. Durch geschicktes Manipulieren (Helligkeit, Kontrast, etc.) der gescannten Bilder in einem Bildbearbeitungsprogramm werden sogar Färbungen sichtbar, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind.
Ebenfalls sehr erfolgversprechend ist die Auswertung von Elektropherogrammen, die ohne jegliche Änderungen der Arbeitsweise mit dem Programm erfolgen kann.

5. Abschließende Stellungnahme

Die von mir programmierte Software ist sicherlich nicht mit kommerziellen Produkten vergleichbar und bietet noch viele Möglichkeiten der Erweiterung. So wäre es denkbar, auch die Auswertung von zweidimensionalen Chromatogrammen zu ermöglichen oder die quantitative Auswertung zu automatisieren. Doch solche Erweiterungen sind mit einem großen Zeitaufwand verbunden, der für einen einzelnen Programmierer viele Stunden mühseliger Kleinarbeit bedeutet. Der derzeitige Funktionsumfang des Programms erfordert bereits einen Quelltext von über 2500 Zeilen Länge, was etwa 50 DIN-A4-Seiten entspricht. Wenn ich die Zielsetzung meiner Arbeit betrachte, bin ich dennoch der Meinung, ein für meine Ausgangssituation brauchbares Programm geschrieben zu haben. Ich sehe es weniger als erschöpfende Universallösung, sondern mehr als Ansatz dafür, die Möglichkeiten einer chemischen Analysemethode durch den Einsatz eines Computers sinnvoll zu erweitern.

6. Inhalt der Diskette

Dieser Arbeit liegt eine Diskette mit folgendem Inhalt bei:

FA.EXE ausführbare Programmdatei, mit der die Software gestartet wird
FEHLER.TXT Textdatei, die alle Fehler und Fehlermeldungen beschreibt
SVGA256.BGI Hilfsdatei, zur Ausführung des Programms nötig
TRIP.CHR Hilfsdatei, zur Ausführung des Programms nötig

Unterverzeichnis Bilder: Bilddateien aller in der Arbeit verwendeten Chromatogramme (mehrere Dateien)
Unterverzeichnis Source: Quelltext des Programms (mehrere Dateien)

7. Literaturverzeichnis

[1] Borland GmbH: Turbo C++ 3.0 Benutzerhandbuch, Starnberg, 1992

Turbo C++ 3.0 Programmierhandbuch, Starnberg, 1992

Turbo C++ 3.0 Referenzhandbuch, Starnberg, 1992

[2] Born, Günter: Dateiformate Programmierhandbuch, Bonn, 1994

[3] Brown, Ralph: The MS-DOS Interrupt List, o. O., 1995

[4] Canon: BJC-4000 Bedienungsanleitung, o. O., 1994

[5] Daecke, Herbert: Laborbücher Chemie Chromatographie, Frankfurt am Main, 1974

[6] Hargrave, Jordan: SuperVGA BGI drivers, Austin (Texas), 1991

[7] Otto, Matthias: Analytische Chemie, Weinheim, 1995

[8] Panasonic: Bedienungsanleitung KX-P1123, Osaka (Japan), o. J.

[9] Panasonic: Bedienungsanleitung KX-P2123, Osaka (Japan), 1991

[10] Schwedt, Georg: Taschenatlas der Analytik, Stuttgart, 19962

[11] Wollrab, Adalbert: Die Dünnschichtchromatographie im Unterricht in: Naturwissenschaften im Unterricht Physik / Chemie Heft 43, April 1989, Seite 31ff
 
 

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